Neuerscheinung: Dissertation über Esperanto

Viola Beckmann: Esperanto: Geschichte und Vision einer Kunstsprache. Sprache – Literatur – Gemeinschaft

Kurzbeschreibung

Als die Plansprache Esperanto 1887 veröffentlicht wurde, blieb den Zeitgenossen weitgehend verborgen, dass ihr Erfinder Ludwig Lejzer Zamenhof (1859–1917) sie stets auch als Teil eines ethisch-kosmopolitischen Projekts verstand. Erst 1972 wurde diese Gesamtrahmung mit der Publikation seines Hillelismus. Projekt zur Lösung der Judenfrage (1901) öffentlich. Die Arbeit begreift Esperanto als ein kulturhistorisches Phänomen, das auf eine beginnende Globalisierung antwortet und politisch-emanzipatorische sowie ethisch-religiöse Zwecke erfüllt. Die Arbeit fokussiert Esperanto dabei in zweifacher Hinsicht als sprachliches Phänomen mit kultureller Folgewirkung: Der erste Aspekt betrifft die Bedeutung einer ‚neutralen‘ Sprache für die Formierung (trans-)kultureller Identitäten: Esperanto, so die These, ist als Versuch einer neutralen Kunstsprache zu begreifen, die auf die komplexen Zusammenhänge von Sprache, Kultur, Volk, Nation und Religion im historisch-politischen Kontext reagiert und auf neue transkulturelle Identitätsentwürfe im Zeichen des Kosmopolitismus abzielt. Fern einer linearen Geschichtserzählungen stellt die Dissertation die Ambivalenzen heraus, die zwischen Zamenhofs politisch-ethischem Anspruch und der reduktionistischen Außenwahrnehmung von Esperanto bestanden. Der zweite Aspekt betrifft die Bedeutung der Literatur im Kontext von Sprache und Gemeinschaftsbildung. Im Gegensatz zum rein pragmatischen Verständnis einer Internationalen Sprache geht die Untersuchung von der These aus, dass für Zamenhof und die frühen Esperantisten die Entwicklung und aktive Förderung von Literatur der zentrale Weg zur Etablierung von Esperanto als einer besonderen Gemeinschaftssprache sein sollte. Indem die Arbeit eine breitere kulturtheoretische und kulturgeschichtliche Perspektive auf die Wirkmächtigkeit von Literatur und Sprache für die Konstituierung (trans-)nationaler Identitäten eröffnet, liefert sie neue Ansätze für eine esperantistische Literaturgeschichte.

Nach einem Hinweis von GIL-Mitglied Klaus Schubert


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